Der aktuelle Sternenhimmel

Sternkarte Mai 2024

 

Der Sternenhimmel im Mai

Im Mai beginnt die Zeit der kurzen Nächte: Steht die Sonne Anfang des Monats in Bochum noch gut 9 Stunden unter dem Horizont, sind es Ende des Monats nur noch weniger als 8 Stunden. Mitte des Monats geht die Sonne gegen 5:30 MESZ auf und erst gegen 21:15 Uhr unter. Ab dem 24. Mai wird es – wenn man es sehr genau nimmt – gar nicht mehr richtig dunkel. Dann steht die Sonne selbst an ihrem tiefsten Punkt weniger als 18 Grad unter dem Horizont. Aufmerksame Beobachter können im Norden noch eine Aufhellung wahrnehmen, die die Beobachtung der Sterne stört. Sie sprechen von „Weißen Nächten“, die natürlich weiter im Norden viel ausgeprägter sind. Im Ruhrgebiet mit seinem immer von künstlichem Licht aufgehelltem Himmel bemerkt man nur wenig davon.

Gegen 23 Uhr ist es – ungeachtet der Weißen Nächte - dunkel genug, um bei vielleicht schon milden Temperaturen den Sternenhimmel des Frühjahres zu genießen.

Der Große Wagen, der Rücken und Schwanz des viel größeren, aber viel weniger leicht erkennbaren Sternbilds Große Bärin bildet, steht an einem Maiabend sehr hoch am Himmel im Süden. Es ist jetzt besonders leicht, ihn als Himmelwegweiser zu benutzen: Verbindet man die äußeren Kastensterne des Wagen miteinander und verlängert ihren Abstand etwa fünfmal, findet man den Polarstern, die Deichselspitze des Kleinen Wagens oder Kleinen Bären. Die kürzeste Verbindung vom Polarstern zum Horizont zeigt die Nordrichtung an.

Rutscht man die Deichsel des Großen Wagens herunter, gelangt man zu einem sehr auffälligen, rötlichen Stern. Das ist der Arktur, der hellste Stern im Bärenhüter und zugleich auf der Nordhalbkugel des Himmels. Er gehört zum Frühjahrsdreieck. Die anderen Sterne dieser Figur sind die hellsten der Tierkreissternbilder Löwe und Jungfrau. Unterhalb der Jungfrau ist auch das kleine Sternbild Rabe gut zu sehen.

Im Osten gehen bereits die Sternbilder auf, die im Sommer die gesamte Nacht zu sehen sind. Dazu zählt der als Heldenfigur allerdings schwer erkennbare Herkules. Aber auch der viel einprägsamere Schwan steht am späten Abend mit etwa 20 Grad schon gut sichtbar über dem östlichen Horizont, Vega in der Leier ist auf eine Höhe über 30° geklettert, und auch der Adler erscheint bereits über dem Horizont.

Planeten machen sich im Mai allerdings rar. Am Abendhimmel sind keine Planeten zu sehen. Venus und Jupiter, die am Himmel potenziell am hellsten und auffälligsten sind, stehen beide sehr nah neben der Sonne unsichtbar am Taghimmel.

Erst am Morgenhimmel macht sich der Saturn im Sternbild Wassermann bemerkbar, der im Mai zwischen 3:30 Uhr und 4 Uhr aufgeht. Bald darauf beginnt schon die Morgendämmerung. Der Ringplanet ist noch nicht sehr auffällig, auch weil er gegen 5 Uhr erst gut 10° hoch im Südosten steht. Der Mars, der durch das Sternbild Fische wandert, folgt dem Saturn etwa eine halbe Stunde später. Der rötliche Planet ist etwa ebenso hell, steht aber noch flacher über dem Horizont.

Für beide Planeten werden sich die Sichtbarkeitsbedingungen über die nächsten Monate hinweg stetig verbessern, da sie immer früher aufgehen. Damit sind sie in einem größeren Teil der Nacht sichtbar und stehen auch höher am Himmel.

 

Highlight des Monats:
Das Haar der Berenike und der Coma-Galaxienhaufen

Das Haar der Berenike, auch unter dem lateinischen Namen „Coma Berenices“ bekannt, ist ein Sternenmuster am nördlichen Himmel, das zu den 88 modernen Sternbildern zählt. Das Muster wurde schon in der Antike beschrieben: Es ist das einzige der heutigen einzige der heutigen Sternbilder, das nach einer historischen Person, der ägyptische Königin Berenike II, benannt ist.

Der Coma-Galaxienhaufen ist mehr als 300 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.
Foto: NASA, ESA, Hubble Heritage Team (STScI/AURA), frei verwendbar

Der Legende versprach die Pharaonin ihrer Lieblingsgöttin Aphrodite, ihr prachtvolles Haar zu opfern, sollte ihr Gemahl siegreich und unversehrt von einem Feldzug in Syrien heimkehren. Der Pharao siegte, Berenike schnitt ihr Haar ab und brachte es in einem Tempel als Opfer dar. Als das Haar am nächsten Tag verschwunden war, erklärte der Hofastronom, die Götter seien über das Opfer so erfreut gewesen, dass sie die Haarpracht am Himmel verewigt hätten.

Das Sternbild ist zwar klein und unauffällig, zwischen Leo, dem Löwen, und Boötes, dem Bärenhüter, und oberhalb der Jungfrau gelegen, aber es ist im Mai die ganze Nacht sichtbar. Eine Ansammlung lichtschwacher Sterne, von denen einige zu einem Sternhaufen in etwa 260 Lichtjahren Entfernung gehören, ist immerhin mit dem bloßen Auge bei dunklem Himmel leicht auszumachen.

Am bekanntesten das Sternbild für seinen großen Galaxienhaufen, der mehr als 300 Millionen Lichtjahre entfernt ist. Dieser "Coma-Haufen" enthält über zweitausend identifizierte Galaxien, von denen die hellsten bereits in kleineren Teleskopen beobachtet werden können.

Die zentrale Region des Haufens wird von zwei elliptischen Riesen-Galaxien dominiert. Die größere von ihnen enthält ein supermassereiches Schwarzes Loch mit einer Masse von etwa 20 Milliarden Sonnenmassen oder 500-mal der Masse des Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße.

Der Coma-Haufen war einer der ersten Orte, an denen Hinweise auf die Existenz von Dunkler Materie gefunden wurden. Vor über neunzig Jahren kam der schweizerisch-amerikanische Astronom Fritz Zwicky zu dem Schluss, dass der Haufen weit mehr Materie enthalten müsse, als man in Form von Sternen sehen kann. Dies war zu dieser Zeit eine revolutionäre Idee, die sich seither als korrekt erwiesen hat.