Der aktuelle Sternenhimmel
Der Sternenhimmel Mitte Juni
Der Juni ist der Monat mit den kürzesten Nächten. Genau am 21. Juni um 4:42 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit erreicht die Sonne ihre nördlichste Position am Himmel. Dann verschwindet sie erst um 21:52 Uhr unter dem Bochumer Horizont. Bereits um 5:14 Uhr geht sie wieder auf. Für Astronomen wird es noch nicht einmal in den 7 Stunden und 22 Minuten, in denen die Sonne nicht zu sehen ist, wirklich dunkel. Denn ihr tiefster Stand liegt nur bei gut 15 Grad unter dem Horizont. Ein kleiner Rest der Dämmerung ist deshalb im Norden sogar mitten in der Nacht zu sehen. Diese „Weißen Nächte“ sind in weiter nördlich gelegenen Weltgegenden viel ausgeprägter. In unseren Breiten sind die schönsten und einprägsamsten Sternbilder aber auch im Sommer sichtbar!
Im Südwesten und Westen sind noch die Frühjahrssternbilder Löwe, Bärenhüter und Jungfrau zu sehen. Besonders der Hauptstern des Bärenhüters, der rötliche Arktur ist auffällig. Auch der berühmte Große Wagen, Rücken und Schwanz der viel größeren Großen Bärin, findet sich mitten in einer Juninacht in westlicher Richtung hoch am Himmel. Genau im Süden steht gegen Mitternacht das große Sternbild Herkules, von dem das zentrale Sternenviereck am besten erkennbar ist.
Im Löwen ist auch der rote Planet Mars noch sichtbar. Der ebenfalls rötliche Arktur ist allerdings deutlich heller als der äußere Nachbarplanet der Erde, der Mitte Juni gegen 1 Uhr untergeht.
Gegen Monatsende können sehr aufmerksame Beobachter den Merkur am Abendhimmel erspähen. In den Tagen den 21. Juni herum geht der innerste Planet erst um gegen 23:25 Uhr unter. Allerdings – das ist genau zu Mittsommer, wenn es auch gegen 23 Uhr noch nicht wirklich dunkel ist. Wenn die Sonne um 22:40 Uhr 6° unter dem Horizont steht – und gerade einmal die bürgerliche Dämmerung endet – findet man den Merkur in 5° Höhe im Nordwesten. Obwohl der kleine Planet so hell wie die hellsten Sterne ist, und deutlich heller als der Mars, dürfte es eine Herausforderung sein, ihn zu sehen. Ein Fernglas hilft auf jeden Fall bei der Suche.
Besonders charakteristisch für den Sommerhimmel ist das „Sommerdreieck“. Es besteht aus drei hellen Sternen, die zu drei verschiedenen Sternbildern gehören. Deneb markiert den Schwanz des Schwans, der mit weit ausgebreiteten Flügeln durch die Milchstraße fliegt, die allerdings in den hellen Sommernächten nicht leicht zu sehen ist. Vega gehört zum kleinen, aber leicht erkennbaren Sternbild Leier, und Atair ist der Hauptstern des Adlers. Die Milchstraße verläuft durch den Adler weiter nach Süden.
Knapp über dem Süd-Horizont sehen wir nur in den Sommermonaten – im Juni am besten gegen Mitternacht - das Zentrum der Milchstraße im Sternbild Schütze. Daneben steht der Skorpion mit dem hellen, roten Stern Antares. Dieses eigentlich auffällige Sternbild klettert bei uns aber – wie auch der Schütze - nie komplett über den Horizont.
Am Morgenhimmel zeigen sich zwei weitere Planeten: Der Ringplanet Saturn – im Augenblick mit extrem schmalem Ring – geht Mitte Juni gegen 2 Uhr auf. Er wandert langsam durch das Sternbild Fische. Allerdings ist er nicht heller als die hellsten Sterne. Seine Sichtbarkeitsbedingungen verbessern sich von Monat zu Monat – im September wird er die ganze Nacht zu sehen sein.
Die Venus, der hellste Planet, ist im Juni leuchtender Morgenstern. Am 1. Juni erreicht sie ihren größten westlichen Winkelabstand von der Sonne. Mitte des Monats geht sie gegen 3:15 Uhr auf. Die Sonne folgt erst etwa 2 Stunden später. Da die Venus aber so hell ist, ist sie auch in der Dämmerung noch sichtbar. Eine Stunde vor Sonnenaufgang steht die Venus immerhin noch 7° hoch im Osten. Das Venusscheibchen ist dann zu etwas mehr als der Hälfte von der Sonne beleuchtet.
Highlight des Monats:
Das Sternbild Waage

Das Sternbild Waage ist sehr bekannt, da es eines der 12 Tierkreissternbilder ist. Im Juni steht es gegen Mitternacht im Süden, ist also in der kurzen Nacht sehr gut sichtbar. Seine Sterne sind allerdings wenig auffällig: Nur zwei sind hell genug, um auch unter Stadtbedingungen leicht sichtbar zu sein.
Schon die Sumerer vor 4.000 Jahren, auf die die Tierkreis und seine Sternbilder zurückgehen, kannten die Waage als Sternbild. Bei den Griechen und auch in der arabischen Tradition gehörten die hellsten Sterne der Waage, Zubenelgenubi und Zubeneschamali, dagegen zum Sternbild Skorpion und stellten dessen Scheren dar. Ihre Namen, die aus dem arabischen abgeleitet sind, bedeuten entsprechend „Südliche Schere“ und „Nördliche Schere“.
Erst später – vermutlich im Römischen Reich – wurde das Sternbild Waage wieder als eigenständiges Zeichen der Balance und Gerechtigkeit eingeführt. Die „südliche Schere“ wurde dabei erst 1930 mit der Festlegung der Sternbildgrenzen durch die Internationale Astronomische Union endgültig der Waage zugeordnet.
Das zeigt, wie sehr die Sternbilder Produkte der menschlichen Fantasie sind. In unterschiedlichen Kulturkreisen gibt es ganz verschiedene Interpretationen der Muster, die die Sterne am Himmel bilden.

Zubeneschamali ist der hellste Stern der Waage. Er ist rund 185 Lichtjahre entfernt und ein blauer Riesenstern, der etwa 130-mal heller als die Sonne leuchtet.
Zubenelgenubi ist ein Mehrfachsternsystem in etwa 77 Lichtjahren Entfernung und hat etwa 40 Sonnenleuchtkräfte. Seine Komponenten erscheinen mit bloßem Auge als ein Stern, und sind durch ihre Schwerkraft aneinander gebunden. Die beiden Hauptkomponenten sind mehr als 5.000 mal weiter voneinander entfernt als die Sonne von der Erde. Am Himmel erscheinen sie in einem Abstand von fast 4 Bogenminuten, was bedeutet, dass man sie mit einem Fernglas oder Teleskop leicht trennen kann. Beide Sterne heben selbst wieder lichtschwächere Partner, so dass das System aus insgesamt sogar vier Sternen besteht.