Der aktuelle Sternenhimmel

Sternkarte Oktober
 

Der Sternenhimmel im Oktober

Der Herbstmonat Oktober lockt vielleicht mit goldenen Tagen und mit Nächten, in denen man bei noch nicht zu kaltem Wetter wunderbar den Himmel beobachten kann. Anfang Oktober geht die Sonne um kurz nach 19 Uhr unter, Ende des Monats fast eine Stunde früher. Die Sommerzeit endet in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober. Dann zeigen unsere Uhren bei Sonnenuntergang erst wenige Minuten nach 17 Uhr – recht plötzlich stellt sich das Gefühl ein, dass die dunkle Jahreszeit begonnen hat.

Am frühen Abend, wenn es noch dämmrig ist, macht sich im Westen die Venus bemerkbar, die ihre Sichtbarkeitsperiode als Abendstern beginnt. Sie geht aber nur wenig mehr als eine Stunde nach der Sonne unter – Mitte Oktober gegen 19:45 Uhr MESZ. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang steht sie nur noch 4° hoch. Ein auffälliges Objekt ist sie damit trotz ihre beachtlichen Helligkeit noch nicht.

Gegen 21 Uhr oder 22 Uhr präsentiert sich der Himmel im Südwesten noch sommerlich: Das Sommerdreieck mit den Sternbildern Schwan, Leier und Adler geht erst weit nach Mitternacht unter. Im Südosten und Süden stehen die Sternbilder hoch am Himmel, die uns durch die gesamte Herbstnacht begleiten.

Am leichtesten ist der Pegasus zu finden, dessen hellste Sterne ein fast perfektes Quadrat bilden, das nicht von ungefähr auch „Herbstquadrat“ genannt wird. Wenn man es ganz genau nimmt, gehört der linke obere Stern des Quadrats schon zur Sternenkette der Andromeda. Die Kassiopeia, das leicht erkennbare „Himmels-W“, steht hoch darüber. Tief im Osten geht schon das erste der Wintersternbilder, der Stier mit dem bekannten Sternhaufen der Plejaden, auf.

Der Große Wagen, das Sternbild, das viele Menschen als erstes am Himmel suchen – und finden – steht an einem späten Abend im Oktober tief im Norden. Der bekannte Himmelswegweiser geht zwar nie unter, könnte aber von Bäumen oder Häusern verdeckt werden. Wer also den Polarstern finden möchte, kann nicht nur den Abstand der äußeren Kastensterne des Wagens fünfmal verlängern, sondern auch auf die Kassiopeia zurückgreifen. Wenn man das Himmels-W in der Mitte teilt, kommt man ebenfalls zum Polarstern.

Unter dem Pegasus finden wir den Wassermann, und mitten in diesem Sternbild den Planeten Saturn. Kurz vor 23 Uhr (MESZ) erreicht der Ringplanet Mitte Oktober im Süden seinen höchsten Stand, und erst nach 4 Uhr am Morgen geht er unter. Der Ringplanet stand im September von der Erde aus gesehen der Sonne genau gegenüber, ist aber auch im Oktober noch sehr gut sichtbar, und das auch schon am abendliche Himmel. Die Öffnung seiner Ringe ist allerdings aus irdischer Perspektive sehr gering, so dass der Saturn zwar auffällig ist, aber weniger hell als in anderen Jahren.

Auch der noch deutlich hellere Riesenplanet Jupiter im Sternbild Widder ist bereits gegen 22 Uhr aufgegangen. Er steht am späten Abend im Osten im Sternbild Stier und klettert im Laufe der Nacht am Himmel immer höher. Gegen Mitternacht hat er immerhin schon eine Höhe von etwa 25° erreicht und ist das bei deutlich hellste Objekt am Nachthimmel – wenn man vom Mond einmal absieht.

Um Mitternacht ist auch der rötliche Mars bereits aufgegangen. Der äußere Nachbarplaneten der Erde steht im Sternbild Zwillinge und ist noch nicht sehr auffällig. Er kommt im Winter der Erde noch deutlich näher und wird dann zu einem Objekt, das man kaum übersehen und das während der gesamten Nacht über dem Horizont steht.

 

Highlight des Monats:
Der Komet Tsuchinshan–ATLAS

Er wurde am 9. Januar 2023 entdeckt – und seine Bahn macht ihn zu einem interessanten Objekt an unserem Oktoberhimmel: Der Komet Tsuchinshan-ATLAS wird nach seinem Entdeckungsdatum als C/2023 A3 geführt. Er wurde am Purple Mountain Observatorium in China und unabhängig davon vom ATLAS Teleskop in Südafrika gefunden, das auf die Entdeckung von Objekten spezialisiert ist, die sich schnell bewegen. So kommt er zu seinem Doppelnamen.

Die Position des Kometen Tsuchinshan-ATLAS am Abendhimmel vom 11. Bis 25. Oktober
Die Position des Kometen Tsuchinshan-ATLAS am Abendhimmel vom 11. Bis 25. Oktober 
Foto: Stuart Atkinson, Royal Astronomical Society (Attribution CC by 4.0)

Tsuchinshan-ATLAS stammt von ganz weit draußen im Sonnensystem, aus der sogenannten Oortschen Wolke – sein sonnenfernster Bahnpunkt mag 100.000-mal weiter von der Sonne entfernt sein als die Erde! Damit ist er wohl zum ersten und vielleicht auch einzigen Mal Gast im inneren Sonnensystem. Für die Reise hierher hat er Millionen von Jahren benötigt. Am 27. September kam er der Sonne am nächsten – und war nur 39%, der Entfernung Erde-Sonne von ihr entfernt, was etwa der Entfernung des Merkur von der Sonne entspricht.

Die Sonnenpassage hat der Komet intakt überlebt – und ist in schon in den Wochen und Monaten davor kräftig „angetaut“ worden, so dass er einen Schweif entwickelt hat. Da er sich im Oktober bereits von der Sonne entfernt, wird er insgesamt zwar schon wieder weniger hell – aber er nähert sich noch der Erde, bis zu einem minimalen Abstand von 71 Millionen Kilometern am 12. Oktober. Damit wird er erst nach seiner engsten Begegnung mit der Sonne zu einem Objekt, das auch weniger erfahrene Himmelsbeobachter mit Aussicht auf Erfolg suchen können. Ende September war er zwar bereits in der Morgendämmerung zu sehen, aber Sichtungen oder Fotos gelangen nur mit viel Erfahrung und nur selten aus Deutschland.

Am 9. Oktober läuft der Komet von der Erde aus gesehen in nur 4° Abstand an der Sonne vorbei. Dann steht er so nah an der Sonne, dass er praktisch nicht zu sehen ist. Um seine engste Annäherung an die Erde herum ist er aber zum Objekt am Abendhimmel geworden und – vielleicht! – mit einem einfachen Fernglas oder sogar mit dem bloßen Auge zu sehen.

Tsuchinshan-ATLAS läuft dann durch das Sternbild Jungfrau, das allerdings im Frühjahr viel besser als im Herbst zu sehen ist. Man muss also schon in der Abenddämmerung auf die Suche gehen und hoffen, dass sich die Kometenhelligkeit gut entwickelt. Dabei könnte ein Effekt helfen, der damit zusammenhängt, dass ein Komet, der frisch aus dem äußeren Sonnensystem kommt, oft reichlich Staub freisetzt, der den Kometenkopf als Koma umgibt und auch einen kräftigen Staubschweif bilden kann. Wenn der Komet dann nah an der Sonne steht, wird das Sonnenlicht am Staub nach vorn – auf uns zu – gestreut und der Komet kann heller erscheinen.

So prächtig erscheint Tsuchinshan-ATLAS erfahrenen Fotografen am 30. September mit einem Teleskop, das in Namibia steht.
So prächtig erscheint Tsuchinshan-ATLAS erfahrenen Fotografen am 30. September mit einem Teleskop, das in Namibia steht. 
Foto: Gerald Rhemann, Michael Jäger, Denis Möller
 

Zum Beispiel am 12. Oktober geht der Komet für Bochum um 20:13 MESZ unter, immerhin 1 ½ Stunden nach der Sonne. Eine Dreiviertelstunde nach Sonnenuntergang steht er noch 6° hoch fast genau im Westen. Zumindest mit dem Fernglas könnte man dann bei gutem Horizont – und gutem Wetter – eine echte Chance auf eine Sichtung haben.

In den Tagen danach vergrößert sich der Sonnenabstand schnell und die Sichtbarkeitszeiten werden rasch länger – der Komet aber ebenso rasch schwächer. Am 15. Oktober geht Tsuchinshan-ATLAS erst um 21:15 Uhr unter, mehr als 2 ½ Stunden nach der Sonne. Aber seine Helligkeit dürften dann schon erheblich zurückgegangen sein – Kometenjagd bleibt ein herausforderndes, aber lohnendes Geschäft!