Der aktuelle Sternenhimmel

Sternkarte Juli 2024 

 

Der Sternenhimmel im Juli

Mitte Juli ist zwar schon fast ein Monat seit der Sommersonnenwende vergangen, die Nächte sind aber immer noch recht kurz. Die Sonne geht gegen 5:30 Uhr auf und erst gegen 21:40 Uhr wieder unter, steht also weniger als 8 Stunden unter dem Bochumer Horizont. Ab dem 19. Juli wird es aber wieder vollständig dunkel: Dann steht die Sonne mitten in der Nacht mehr als 18 Grad unter dem Horizont und auch für anspruchsvolle Astronomen ist im Norden kein Rest der Dämmerung mehr zu sehen.

In einer warmen, klaren Julinacht kann die Sternenbeobachtung gegen 23 Uhr beginnen. Dann steht der Große Wagen, der berühmte Himmelswegweiser, der Teil des größeren Sternbilds Große Bärin ist, hoch im Nordwesten. Verlängert man den Abstand seiner äußeren Kastensterne fünfmal, findet man den Polarstern, die Schwanzspitze des Kleinen Bären. Verfolgt man dagegen den Schwanz der Großen Bärin weiter, stößt man auf den hellen rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter. An den Bärenhüter schließen sich in südlicher Richtung die nördliche Krone und das großflächige, aber nicht sehr auffällige Sternbild Herkules an.

Der sommerliche Himmel wird aber vom großen Sommerdreieck dominiert, sogar bei einem durch Stadtlicht aufgehellten Himmel. Es besteht aus den hellsten Sternen der Sternbilder Leier, Adler und Schwan. Von einem dunklen Standort ist sogar das Band der Milchstraße zu erkennen, die sich durch den Schwan und den Adler nach Süden zieht.

Nahe des Horizonts verläuft die Milchstraße durch die Tierkreissternbilder Schütze und Skorpion, die aus Bochum nie ganz sichtbar werden. Hinter dichten Staub- und Gaswolken verbirgt sich im Schützen das Zentrum der Milchstraße, ein Schwarzes Loch, mehr als 4 Millionen Mal schwerer als unsere Sonne.

Wie schon im Juni so machen sich auch im Juli die Planeten am Abendhimmel rar. Erst gegen Mitternacht geht mit dem Saturn der erste Planet auf. Der Ringplanet, der etwa zehnmal weiter von der Sonne entfernt ist als die Erde, wandert sehr langsam durch das Sternbild Wassermann. Angang September wird der Saturn von der Erde aus gesehen der Sonne genau gegenüberstehen und die gesamte Nacht zu sehen sein.

Der rötliche Mars im Stier klettert erst um kurz vor zwei Uhr über den Horizont. Der äußere Nachbarplanet der Erde ist noch nicht sehr auffällig. Das wird sich im Laufe des Jahres ändern, bis der Mars dann Anfang 2025 die ganze Nacht unübersehbar am Himmel steht.

Etwa eine Dreiviertelstunde nach dem Mars erscheint auch der größte aller Planeten, der Jupiter am Himmel. Wie der Mars ist er im Stier zu finden. Eine Stunde vor Sonnenaufgang steht er immerhin schon fast 15 Grad hoch, so dass er dank seiner Helligkeit in der beginnenden Morgendämmerung für Frühaufsteher durchaus zu sehen ist.

 

Highlight des Monats:
Die nördliche Krone – und ein ganz besonderer Stern

Corona Borealis, die nördliche Krone, ist ein kleines, aber leicht zu findendes Sternbild. Ihre hellsten Sterne bilden einen halbkreisförmigen Bogen, der ein auffälliges Muster bildet. Der Name des Sternbilds orientiert sich an dieser Form. Die nördliche Krone ist im Juli sehr gut sichtbar und erreicht ihren höchsten Stand über dem Horizont gegen 22 Uhr. Im antiken Griechenland erzählte man sich, dass das Sternbild für die Krone der kretischen Prinzessin Ariadne stand, die der Gott Dionysus an den Himmel versetze.

So könnte es im System von T CrB aussehen. Der Weiße (Zwergstern ist nur si groß wie der Erde und kaum zu sehen – aber auf seiner Oberfläche ereignet sich die große Explosion.
RSo könnte es im System von T CrB aussehen. Der Weiße (Zwergstern ist nur si groß wie der Erde und kaum zu sehen – aber auf seiner Oberfläche ereignet sich die große Explosion.
Foto: NASA/Goddard Space Flight Center, frei verwendbar

Der hellste Stern der himmlischen Krone wird Alphecca genannt - arabisch für "der helle Stern des gebrochenen Sternenrings" - oder "Gemma" - lateinisch für "Juwel". Der Stern ist etwa 75 Lichtjahre von uns entfernt und leuchtet – zufällig – auch etwa 75mal heller als unsere Sonne.

Neben den sichtbaren Sternen beherbergt das Sternbild auch einen ganz besonderen Stern, der normalerweise nur in größeren Teleskopen beobachtbar ist. Er liegt links unterhalb eines gut mit dem bloßen Auge sichtbaren gelblichen Sterns auf der linken Seite der Krone. Seine Bezeichnung, T Coronae Borealis, verrät den Astronomen, dass seine Helligkeit variabel ist. Es handelt sich um eine seltene wiederkehrende Nova. In der gesamten Milchstraße mit etwa 300 Milliarden Sternen sind nur 10 Sterne dieses Typs bekannt, und T Coronae Borealis, oder kurz T CrB, ist der bei weitem hellste unter ihnen.

Etwa alle 80 Jahre erhöht der Stern seine Helligkeit um den Faktor 1.500. Hinter dem 3.000 Lichtjahre entfernten Stern verbirgt sich ein Doppelsternsystem, das aus einem alten Roten Riesen besteht, der alle 227 Tage von einem heißen Weißen Zwerg umkreist wird. Der Wasserstoff aus der ausgedehnten Hülle des Roten Riesen strömt auf die Oberfläche des Weißen Zwerges. Es dauert etwa 80 Jahre, bis eine kritische Masse erreicht ist - und dann kommt es zu einer thermonuklearen Explosion. Das ist der Prozess, der auch in einer Wasserstoffbombe abläuft – nur in viel größerem Maßstab. Dies führt zu dem enormen Helligkeitsanstieg, der allerdings nur wenige Tage anhält. Während dieser Zeit ist der Stern mit dem bloßen Auge gut sichtbar und etwa so hell wie Alphecca, der hellste Stern in der nördlichen Krone.

T CrB liegt links unterhalb des gelblichen Sterns auf der linken Seite der Krone. Die Grafik zeigt auch die Entwicklung der Helligkeit seit 2022 und den Ausbruch von 1946.
T CrB liegt links unterhalb des gelblichen Sterns auf der linken Seite der Krone. Die Grafik zeigt auch die Entwicklung der Helligkeit seit 2022 und den Ausbruch von 1946. 
Foto: : Bum-Suk Yeom, via spaceweather.com
 

Nach einer Explosion sammelt sich neuer Wasserstoff auf der Oberfläche des nur etwa erdgroßen Weißen Zwergs, und der Prozess beginnt von vorn.

Der letzte Ausbruch fand im Jahr 1946 statt, vor etwa 78 Jahren. T CrB könnte also bald wieder ausbrechen – aber wann genau? Es sollte in den nächsten zwei Jahren geschehen – und vielleicht sogar noch eher. Denn der Astronom Brad Schaefer, der sich seit Jahrzehnten mit T CrB beschäftigt, fand bei der Betrachtung alter Lichtkurven heraus, dass die Entwicklung der Helligkeit des Sterns uns lange vor dem eigentlichen Ausbruch verrät, wann er kurz vor einer Explosion steht. Ein gutes Jahr bevor es so weit ist, kommt es zu einem Helligkeitsabfall, den Amateurastronomen beobachten können. Genau diese Delle in der Helligkeit fanden sie im März 2023.

Es ist also möglich, dass ein weiterer Ausbruch unmittelbar bevorsteht, möglicherweise sogar noch in diesem Sommer. Es könnte sich also lohnen, das Sternbild der nördlichen Krone im Juli genau anzuschauen, um sich einzuprägen, wie es normalerweise aussieht. Wenn man es dann regelmäßig auf einen "neuen" Stern überprüft, besteht eine echte Chance, selbst einen der ungewöhnlichsten Sterne der Milchstraße im Ausbruch zu sehen.